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Aktuelles2017-08-27T15:29:35+01:00
502, 2017

Was Führungskräfte an Piloten inspirierend könnte

Durch die Internationalisierung der Wirtschaft steigt der Anteil von Dienstreisen. Dabei spielen auch Flugreisen eine zunehmende Rolle. Sicherheit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Planungssicherheit sind nur einige Erwartungen, die gerade beruflich Reisende haben. Meist werden die Erwartungen erfüllt, und bei Abweichungen gibt es sehr weitreichende und standarisierte Handlungsabläufe, um schnellst möglich wieder kalkulierbare Abläufe herzustellen. Parallelen zum Arbeitsalltag kommen nur wenigen reisenden Führungskräften in den Sinn. Welche Verhalten, Methoden und Vorgehen können also Führungskräfte von Piloten als Impuls für ihr Handeln aufnehmen?

Ein Flug beginnt weit vor dem Take-Off. Der Pilot ist auf dem Flugzeug (Flugmuster) ausreichend trainiert, ist erfahren und auch mit möglichen Krisensituationen vertraut.

Am Tag des Fluges meldet er seinen Flug durch einen Flugplan an und holt sich notwendige Informationen zur Wind- und Wetterlage als auch zu speziellen, temporären Bedingungen und Notfallabläufen auf der Flugroute und dem Flieger. Zuletzt berechnet er noch Spritbedarf und überprüft alle notwendigen Dokumente. Damit hat er die meisten Parameter für den Flug kontrolliert.

Verantwortung kann nicht delegiert werden, und so ist der Pilot für die sachliche und fachliche Richtigkeit und Ausführung verantwortlich. Zwar stehen ihm diverse Hilfsmittel und –stellungen zur Verfügung, aber die Ausführung liegt in seiner Verantwortung.

Mit dem Abschluss der Vorbereitungsarbeiten hat der Pilot Infos gesammelt, bewertet sowie vorbereitende Maßnahmen getroffen und kommuniziert. Für Unwägbarkeiten ist er gerüstet.

Übertragend könnte man sagen, dass er sein Budget und seinen Ressourcenbedarf verantwortlich abgesteckt hat. Materielle Ressourcen wie Fluggerät, Menge an Kerosin und Catering, als auch das Team, wie Flugbegleiter, Flugsicherung und Bodenmannschaften sind nach den Vorbereitungen informiert. Training, Checklisten als auch transparente und angemessen schlanke Ablaufprozesse bilden das Skelett der Vorbereitungen.

Im Vergleich zum Arbeitsalltag würde man in der Luftfahrt einen spezialisierten Fluggerätemechaniker nicht automatisch zum Piloten machen. Auswahlverfahren, fachliche und persönliche Ausbildungen sowie situative Trainings stünden vor dem Beginn als angehender Pilot. Leitfäden, Komplexitäten und Erfahrungen in einem erweiterten Umfeld erfordern mehr als Spezialwissen in einem anspruchsvollen, enger abgegrenzten Themenumfeld. „Learning by doing“ würde zwangsläufig katastrophale Auswirkungen haben, auch wenn der Fluggerätemechaniker alles technische Wissen hätte.

Wann waren Sie das letzte Mal auf einem Training oder einer Fortbildung, die Sie als Führungskraft weiterentwickelt und bei der sie sich für Neues wappnen? Wann ist in Ihrem Umfeld ein Spezialist ohne Ausbildung zur Führungskraft befördert worden?

Für die Flugreise selbst ist das Ziel, also der Zielflughafen klar definiert, kommuniziert und nachgehalten. Sowohl bei der Flugsicherung, der Crew und den Passagieren. Alle steigen mit der klaren Erwartung in den Flieger, in einem definierten Zeit- und Ressourcenrahmen ein Ziel zu erreichen, wofür der Pilot verantwortlich ist.

Dieses Boarden der Mitarbeiter, die im übertragenen Sinne die Passagiere sind, ist im Berufsleben nicht immer klar gegeben. Oft sind Ziele zum Start noch klar definiert, aber schlecht oder nicht kommuniziert. Sprachliche Hindernisse („Durchsagen“), Visualisierungen („Monitore“, „Tickets“ & „Sitzplätze“) als auch Checkpunkte („Buchung“, „Check-In“ und „Boarding“) sind ein ausgeklügeltes und standardisiertes System in der Luftfahrt, das kontinuierlich verbessert wird, um optimale Infos zu gewährleisten und „Blindgänger“ transparent zu machen. In der beruflichen Realität werden, gerade unternehmensintern, wenig erfolgreiche Kommunikations- und Verhaltensmuster im Allgemeinen sehr zögernd angepasst. Im Umfeld von Generation Y, der Globalisierung, des demographischen Wandels und anderen (Mega)Trends wird diese Trägheit empfindliche Konsequenzen haben. Erfolgreiche Unternehmen werden sich durch Schnelligkeit, Agilität und Kreativität von weniger erfolgreichen unterscheiden.

Wie viel an Kommunikation, Visualisierung und Checkpunkten kennen Sie aus Ihrem Arbeitsalltag zum Thema Ziel? Haben Sie ein Flight-Info System auf dem die Mitarbeiter sehen können, wo die Firma gerade „unterwegs“ ist?

Meist beschränkt man sich auf Teilaspekte, aber inwiefern jeder Mitarbeiter den Status und die Ziele einer Unternehmung wiedergeben könnte ist fraglich. Im Flugzeug hingegen könnte Ihnen jeder Passagier sofort sagen, wohin die Reise geht, wie der Status ist, was er vom Piloten erwartet und was er dazu beitragen muss. Dabei ist keine unkontrollierte und nicht publikumsgerechte Information und Kommunikation gemeint. Vielmehr geht es darum, die wichtigsten Parameter für alle sehr zeitnah und verständlich zur Verfügung zu stellen.

Einmal in der Luft, führen die Pilotencrew und die Flugbegleiter die Passagiere durch die Reise, dem Ziel entgegen. Gerade Vielflieger können den Unterschied zwischen Fluggesellschaften sehr wohl erkennen. Wie gut die Crew zusammenwirkt und wie eingespielt und standardisiert die Abläufe sind, bestimmen letztlich die langfristige Zufriedenheit der Passagiere durch wiederholbar hohen Standard. In Fällen von unerwarteten Ereignissen ist Training, die Rollenverteilung und letztlich die Erfahrung der Crew entscheidend. Abweichungen sind im Vorfeld trainiert, und der Pilot weiß zu jeder Zeit über Ausweichflughäfen und alternative Flugrouten Bescheid. Der Fokus liegt dabei auf dem Grundsatz AVIATE (fliege), NAVIGATE (navigiere) und COMMUNICATE (kommuniziere). Im übertragenen Sinne ist es wertfrei über eine 5-10 Jahresstrategie zu diskutieren, wenn man kurzfristig mit einer bevorstehenden Insolvenz kämpf. Im Flugbetrieb würde es auch wenig Sinn manchen, eine Notlandung zu kommunizieren, wenn ausgefallene Systeme das Flugzeug in den Sinkflug zwingen und der unmittelbare Absturz droht. Nichtbeachtung der Reihenfolge führt also unweigerlich zur Katastrophe.

Viele Firmen hingegen scheinen zu Geschäftsjahresbeginn eher einen Flieger mit unbekanntem und unrealistischem Flugziel zu übernehmen oder zu besteigen. Übertragen scheint das Fluggerät nicht mit der Crew kompatibel und das Fluggerät ungeeignet. Rollen, Erwartungen, Standards und Ziele sind der Crew und den Passagieren nicht klar, und im reellen Flugbetrieb würden die Reisenden nie mehr wieder kommen oder es würde Schlimmeres passieren. Im Berufsalltag verlassen dann engagierte Mitarbeiter frustriet das Unternehmen und Kunden suchen das Weite mit negativen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.

Dem Zielpunkt näher gekommen stellt die Landung die größte Herausforderung der Fliegerei dar. Auch kurz vor dem Ziel herrscht noch einmal höchste Konzentration. Neben der Kommunikation mit der Flugkontrolle gibt der Pilot noch einmal letzte Updates zum Zielort, die Flugbegleiter bereiten sich mit den Passagieren auf die Landung vor. Änderungen zu Gates und Einreisebestimmungen werden kommuniziert. Das stellt sicher, dass auch nach der unmittelbaren Zielerreichung jeder Passagier weiß, was im Anschluss zu tun ist.

Letztlich wird unmittelbar und lückenlos bereits vor der Ankunft, schon wieder an der Vorbereitung für den nächsten Flug gearbeitet. Strukturiert und geplant, um Stillstandszeiten zu minimieren und profitabel zu agieren. Es käme heute keiner Fluggesellschaft mehr in den Sinn, eine unvollständige Planungsphase mit in den nächsten Flug zu nehmen und im schlimmsten Fall den zusteigenden, neuen Passagieren noch gar nicht sagen zu können, wohin die Reise geht. Genau das passiert aber regelmäßig in verschleppten und/oder nicht kommunizierten Budgetplanungsphasen, die im Moment ihrer Fertigstellung bereits schon wieder völlig überholt sind. So startet das nächste Geschäftsjahr und Monate später ist erst die Richtung für die Mitarbeiter klar und später fehlen wichtige Ressourcen!

Wie ist der Ablauf bei Ihnen unmittelbar nach Zielerreichung? Wann wissen Sie wie es weiter geht und was die nächsten Schritte sind? Wann konzentriert sich Ihre Organisation auf den nächsten Flug und wie lange ist die Stillstandszeit zwischen den Geschäftsjahren?

Der Vergleich zwischen der Luftfahrt und einer Unternehmung offeriert viele anschauliche Impulse zu Verbesserungen. Hart umkämpft in einem internationalen Umfeld, in dem Billigflieger traditionellen Konzernen Konkurrenz machen, entwickelt sich die Industrie stetig und innovativ weiter. Kleinere und größere, kurz- und langfristige Schritte sind in diesem dynamischen Umfeld essentiell, um auch zukünftig erfolgreich am Markt zu bestehen. Vielleicht überlegen Sie sich einmal, welcher Flieger, welcher Pilot, welcher Flugbegleiter oder letztlich welche Fluggesellschaft Sie wären und welche Ihre nächsten Schritte wären, um gegen die Konkurrenz zu bestehen.

Die Viabilita begleitet Sie bei für Sie passgenauen Lösungen und Ansätzen für einen erfolgreichen Flug. Unsere Erfahrung und Wissen teilen wir gerne mit Ihnen. Durch nachhaltige Workshops und Moderationen machen wir Sie fit für die Zukunft.

805, 2015

Kooperation mit Kröber Kommunikation

Am 15.06. wird die Viabilita in Kooperation mit Kröber Kommunikation einen Impulsabend für Teilnehmer/innen und Absolvent/innen der Systemischen Coaching Ausbildungen des Instituts zu dem Thema „Die Führungskraft als Coach im Kontext des WKD-Modells“ ausrichten.

Grund dafür ist, dass wir, gerade auch aufgrund unserer eigenen Führungserfahrung feststellen, dass sich die Anforderungen an Führungskräfte aktuell mehr denn je im Wandel befinden. Vorgesetzte und Manager sollen motivieren, begeistern, Gestaltungsspielräume fördern, nicht mehr als nötig einengen und vor allem eins – nicht alles besser wissen, keine Lösungen präsentieren und nicht die besten Fachexperten ihrer Abteilung sein.

Der Führungskraft verbleibt damit neben der Rolle des Entscheiders, Richtungsgebers und Strategen zugleich die des Coachs, wie sie auch in vielen Publikationen und Expertenrunden proklamiert wird. Eine vormals existente weisungsbefugte, disziplinarische Instanz im Unternehmen tritt dabei immer mehr in den Hintergrund.

Jedoch ergeben sich die unterschiedlichsten Spannungsfelder in diesem Aufgabenkontext:

  • Sind Unternehmen, auch wenn sie es fordern, denn überhaupt bereit dazu, diese veränderte Rolle zu akzeptieren? Ist es denn überhaupt die Führungskraft selbst?
  • Und inwieweit können dann professionelle, systemische Coaching-Instrumente sie dabei unterstützen?

Gerade diesen Aspekt werden wir im Rahmen des WollenKönnenDürfen-Modells mit einem Vortrag, Rollenspiel und gemeinsamer Reflexion im Workshop-Setting erarbeiten und diskutieren. Dabei wird  der Fokus auf Instrumenten des Einzel- und vor allem des Team-Coachings liegen.

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